Das Drachenboot

Joachim Werneburg (* 1953) beginnt seinen Gedichtband mit einem mystischen Erwachen, den „Erfurter Zaubersprüchen“. In der Geburtsstadt des Autors wirkte einst Meister Eckhart. „Die Babenberger Apokalypse“ deutet den legendären Lebenslauf eines jungen Menschen an, der allzufrüh sich vollendete: Auf dem „Drachenboot“ treffen sich Vater und Sohn dann wieder. Die Schönheit des Parks vom Schloß Peterhof, nahe Sankt Petersburg, wo einst „Der Feuervogel“ tanzte, mag wohl die deutsche Wehrmacht dazu verlockt haben, ihn zu erobern. Das mußte der Soldat Walter Werneburg, Vater des Autors, dreieinhalb Jahre als Zwangsarbeiter in einer Gießerei abbüßen. Mit der Kunst rettete sich der Maler das Leben. Davon handelt der Zyklus „Russischer Frühling“. Die Himmelsrichtungen des Planeten verbindet vielleicht die sagenhafte gefiederte Schlange. Sie gelangt von Ostindien über das Zweistromland bis nach Mexiko. Dabei begegnet sie Rama, der Inkarnation des Gottes Vishnu, und dem König von Uruk. Mit Pakal, dem Herrscher der Maya-Stadt Palenque, debattiert sie bis zum frühen Morgen. Mit einem Senkblei werden drei Flüsse ausgelotet, die Mosel, die Saale und die Ilm. Am Ufer des letzteren wird jedoch Krieg geführt. Die Klassiker verlassen ihre Stadt mitten in Thüringen und kehren erst nach dem Sieg über den Bärenhäuter wieder.