Sebastian Stöhrer – Bewohner

Sebastian Stöhrers Werk kann mit Recht als Schöpfung bezeichnet werden. Aus Ton – also im Grunde aus Erde – formt er seine „Bewohner“: farbenfrohe, freundlich wirkende Skulpturen-Wesen, teils mit an Extremitäten erinnernden Erweiterungen aus Stöcken oder Ästen. Sie kommen locker-humorvoll daher, sind aber keineswegs bloß das Produkt einer Eingebung oder Laune. Es bedarf jahrzehntelanger akribischer Erkundungen am Brennofen auf Grundlage der jahrtausendealten Töpferkunst sowie fundierter Kenntnisse der Chemie und Physik, um solche Farben und Formen zu schaffen. Stöhrer wird als Alchemist bezeichnet, und tatsächlich tritt er zur Ehrenrettung dieser forschenden Zunft, eine Vorläuferin der modernen Naturwissenschaften, an. Die Alchemie vereint wie Stöhrers Werk pure Vernunft mit dem Zufall und einem Fünkchen Magie. Der Künstler treibt ein intuitives, sinnliches Spiel mit der Tonerde und der kaum kalkulierbaren Farbigkeit der Glasuren – die Schöpfung trägt nun mal auch das Chaos, das Anarchische, Triebhafte in sich. Als ihre Verkörperung treten uns Stöhrers „Bewohner“ entgegen; als Abbilder, vielleicht auch als Boten einer künftigen gutmütigen Version unserer selbst. If there’s an artist whose oeuvre merits the title “creation,” it is Sebastian Stöhrer. Shaping clay—essentially, soil—he molds his “denizens”: colorful and friendly-looking sculptural beings, some of them enhanced with sticks or branches reminiscent of limbs. Despite their air of levity and humor, they are not the products of mere momentary inspiration or a whim. It takes decades of dedicated experimentation with the kiln based on the millennia-old art of ceramics as well as expert knowledge of chemistry and physics to create such colors and shapes. Stöhrer has been called an alchemist, and indeed he has made it his mission to vindicate this researcher’s craft, an ancestor of the natural sciences. Alchemy, like Stöhrer’s oeuvre, combines pure rationality with coincidence and a scintilla of magic. The artist plays an intuitive and sensual game with his clay and the virtually incalculable chromaticity of the glazes—chaos, anarchy, and irrepressible urges being an integral dimension of all creation. In Stöhrer’s “denizens,” we encounter the embodiments of that creation: likenesses of ourselves and perhaps also heralds of a future more good-natured version.