Für eine erneuerte Historik

The nine essays compiled in this work contain proposals, from various perspectives, for a concept of a uniform theory of history which enables an adequate explanation of the current status of history as a historical social science. The science of history is seen as a systematic study of theories, methods and practical aims which are effective in concrete historical research and historiography. On this basis, historians are able to communicate about its basic principles and to determine its relationship to other sciences (particularly to the social sciences), to philosophy, to the ideological movements of the time and to current problems surrounding social practice, in particular questions of civic education. The essays have two objectives: On the one hand they analyze the practice of historical research and historiography as specifically as possible and at the same time comprehensively, thus providing a detailed examination of the historical development of the science of history, particularly the historicism epoch in the 19th century. On the other hand they deal with general and comparatively abstract theoretical aspects in which history has become questionable today; thus the historical analyses are always based on questions of a systematic nature which apply to the current self-concept of history. The purpose of this is to accommodate historians' demand for theory to the extent to which it is seen by many of them as one of the major problems their field is facing today. In den hier zusammengestellten neun Aufsätzen wird in verschiedenen Perspektiven ein Konzept für eine einheitliche Theorie der Geschichtswissenschaft vorgeschlagen, die eine hinreichende Klärung des gegenwärtigen Status der Geschichtswissenschaft als historischer Sozialwissenschaft ermöglicht. »Historik« wird verstanden als eine systematische Untersuchung der Theorien, Methoden und praktischen Absichten, die in konkreter Geschichtsforschung und Geschichtsschreibung wirksam sind. Durch eine solche Historik verständigt sich die Geschichtswissenschaft über ihre Grundlagen und bestimmt ihr Verhältnis zu anderen Wissenschaften (vor allem zu den Sozialwissenschaften), zur Philosophie, zu weltanschaulichen Strömungen ihrer Zeit und zu aktuellen Problemstellungen der gesellschaftlichen Praxis, insbesondere zu Fragen der politischen Bildung. Die Aufsätze verfolgen einen doppelten Zweck: Einerseits wird die Praxis von Geschichtsforschung und Geschichtsschreibung möglichst konkret und zugleich umfassend analysiert; daher wird die geschichtliche Entwicklung der Geschichtswissenschaft ausführlich behandelt, vor allem die Epoche des Historismus im 19. Jahrhundert. Andererseits werden allgemeine und vergleichsweise abstrakte theoretische Hinsichten verarbeitet, in denen die Geschichtswissenschaft heute fragwürdig (im doppelten Sinne des Wortes) geworden ist; die historischen Analysen werden daher immer auf systematische Fragestellungen bezogen, die das aktuelle Selbstverständnis der Geschichtswissenschaft betreffen. Dadurch soll dem Theoriebedarf der Geschichtswissenschaft in dem Ausmaß Rechnung getragen werden, in dem er heute von vielen Historikern als eines der wichtigsten Probleme ihres Faches angesehen wird.